
Karate 50+
In fortgeschrittenem Alter mit Sport zu beginnen ist gut und wird oft empfohlen. Aber Karate ist doch ein Kampfsport! Im Alter 50+ geht es darum, Jahrhunderte alte Erfahrungen aus dem Kampfsport zu nutzen, in ein gesundheitsförderndes und altergemäßes Training einzubauen.
Gründe dafür
Der Medizinsoziologe Aaron Antonowsky spricht in seinen Arbeiten von der Erzeugung von Gesundheit, er nennt diesen Zusammenhang Salutogenese. Er fragt nicht mehr was krank macht, sondern umgekehrt, was eigentlich gesund erhält und gesund macht. Gesundheitsförderung besteht deshalb für ihn darin, die gesunden Anteile und Kraftquellen des Menschen in den Vordergrund zu stellen.
Karate bietet sowohl als Sport als auch als Kampfkunst viele Möglichkeiten ganzheitlich die Gesundheit zu fördern. Ganzheitlich bedeutet, dass Karate auf den Verstand, den Körper und auf die Gefühle wirkt, also auf Kopf, Herz und Hand (Körper) verändert.
Linktipp: www.karate-bewegt-aelter-werden.de
So weisen schon bedeutende Karatemeister wie Mabuni Kenei und Funakoshi Gichin darauf, dass Karate ganzheitlich gesundheitliche Wirkungen hat. Der letztgenannte Großmeister ist der Gründer der Stilrichtung Shotokan, die wir hier in Paderborn betreiben. Funakoshi beschreibt in seinem Buch: „Karate-Do Mein Weg“, dass er als Kind oft krank war und sich seine Gesundheit durch das Karatetraining deutlich verbesserte. Mabuni schreibt in seinem Buch „Leere Hand“: Karate wirkt auf Körper und Geist des Menschen. Es verhilft dem Praktizierenden zu einer besseren Gesundheit und sichert ein langes und gesundes Leben… Darüber hinaus kann Karate die Vitalität und die psychische Energie entwickeln und festigen“. Mabuni wurde am 13. 2. 1918 in Shuri auf Okinawa der Geburtsinsel des modernen Karate geboren. Er ist 94 Jahre alt.
Auch Itosu Yasatsune, der Lehrer von Funakoshi und Mabuni wurde dadurch bekannt, dass er schon vor mehr als 100 Jahren sein Karate in Richtung auf Charakter- und Körperschulung veränderte. Er stellte in den grundlegenden Kata (Scheinkämpfen) die gesundheitlichen Aspekte in den Vordergrund. Die japanische Regierung erkannte schon damals die gesundheitfördernden Aspekte des Karate und erlaubte Itosu sein Karate in den Schulen Okinawas und auf dem japanischen Festland zu etablieren. In Deutschland ist Karate in den Schulen noch verboten. Inzwischen deuten sich erste Aufweichungen der strikten Verbote durch das partnerlose Soundkarate an.
Schon damals beklagten die japanischen Behörden den Bewegungsmangel der Menschen, heute können wir ergänzen: einseitige körperliche Belastungen, Stress, Rückenbeschwerden, Unterforderung des Herzkreislaufsystems, Verminderung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit und psychische Probleme.
Karate kann zu Verbesserung der angeführten Zustände beitragen. So werden z. B. durch die häufigen Überkreuzbewegungen, bei denen über die Körpermitte hinweg ausgeholt wird, beide Gehirnhälften beansprucht. Die Gehirnhälften werden gezwungen, miteinander zu kommunizieren, die Verbindungen werden entwickelt. Karate entwickelt dadurch, dass es fordert, viele Körperbewegungen zu koordinieren, die Konzentrationsfähigkeit und die Gedächtnisleistung und durch die körperliche Aktivität Wohlbefinden, Kraft und Ausdauer. Dies alles zeigt sich durch die kleinen Erfolgserlebnisse, die wiederum Zufriedenheit und Selbstbewusstsein wachsen lassen.
Dies alles kann die Gesundheit und damit die Lebensqualität bis ins hohe Alter fördern. Es findet eine Übertragung in den Alltag statt, die sich nachhaltig verbessernd auf die Lebensumstände der Trainierenden auswirkt.
Karate steigert auch im fortgeschrittenen Alter die Lebensqualität. Es ist nie zu spät anzufangen.